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 Betrug beim Autokauf im Internet - Facebook versagt auf ganzer Linie 

eCommerce-Blog

Betrug beim Autokauf im Internet - Facebook versagt auf ganzer Linie

Kategorie: eCommerce

Der Trick ist alles andere als neu und wurde schon vor Jahren über diverse Kleinazeigenportale versucht. Neu ist, dass Facebook ein eigenens Anzeigenportal etablieren will und dabei die gleichen Fehler macht, wie alle Anbieter zuvor.
Genau diese Naivität macht es den Betrügern so einfach, auf die Suche nach neuen Opfern zu gehen.

Die Anmeldung eines Facebook-Accounts mit falschen Daten ist ein Kinderspiel, ebenso ist für die Nutzung des Marktplatzes keinerlei Verifizierung erforderlich. Jeder kann sofort seine Angebote einstellen, was sich unter anderem in einer Schwemme von Fälschungen bemerkbar macht.
Unzählige "Luxusuhren" werden zwischen 60 und 120 Euro angeboten. Es sind die gleichen Uhren, die bei AliExpress erhältlich sind. Sehr beliebt immer wieder die Modellpalette von Rolex (vorrangig die klassische Submariner, Explorer, Yachtmaster und Oysterdate) gefolgt von Patek Phillipe und Hublot-Kopien.

Und natürlich das obligatorische Gucci, Louis Vuitton, Chanel und Philip Plein Gedöns.

Jeder kann bei Facebook seine Fakes offen zum Verkauf anbieten, da der Marktplatz von Facebook lediglich eine Nische ist und die Markeninhaber das noch nicht auf dem Schirm haben. Eine Verfolgung der Markenrechtsverletzungen ist anhand der falschen Daten der Accountinhaber ohnehin sinnlos.
Während seriöse anzeigenportale sehr darum bemüht sind, Verstöße gegen das MArkenrecht zu ahnden und zu unterbinden, lässt man diese bei Facebook einfach ungeprüft online gehen. Die Haftung der Marktplöätze für Rechtsverstöße ist eigentlich bekannt und sollte auch im Projektteam des Facebook-Marketplace bekannt sein, aber jedes Team ist nur so gut, wie die Leute, die darin sind.
Ich bin sicher, dass bei Facebook Leute mit hervorragenden Studienabschlüssen und viel Erfahrung im Projektmanagement sitzen, aber was hilft das, wenn diese keinerlei Erfahrungen mit uralten Betrugsmaschen und allgemein bekannten rechtlichen Vorschriften haben?

Und damit ist es auch nicht verwunderlich, wenn sich Betrüger, die sich weder große Mühe noch irgendwelche Sorgen machen müssen, diese Unerfahrenheit zunutze machen, um auf die Jagd nach Opfern zu gehen.

Der Trick ist so simpel, dass es eigentlich verwunderlich ist, dass er immer noch genutzt wird, aber auch Hütchenspieler versuchen noch immer Touris abzuzocken, obwohl diese Betrugsmasche jedes Kind kennen sollte.
Mit einem gefälschten Profil wird ein Facebook-Account angemeldet und ein Auto zum Verkauf angeboten. Aktuell sind es zum Beispiel ein 1969er Mercedes 190SL in Top-Zustand für 32,000 Euro. Wer so ein Auto sucht, weiss, dass es ab 50.000 Euro gerade mal Restaurationsobjekte zu kaufen gibt.
Wenn ein Interessent diese Tatsache ignoriert und glaubt, ein Schnäppchen gefunden zu haben, nimmt er Kontakt auf und wird im Laufe der Kommunikation erfahren, dass der Wagen woanders steht und die Überführung erst angezahlt werden muss oder aber es wird eine Anzahlung verlangt, um sicherzusstellen, dass wirklich ein Kaufinteresse besteht und der Vertrag dann auch vom Käufer eingahlten wird. Der Rest des Kaufpreises soll dann bei der Übergabe bezahlt werden. In jedem Fall läuft es darauf hinaus, dass der Interessnt eine Anzahlung leistet bzw. leisten soll.

Spoiler: Die Anzahlung ist weg und den Wagen wird der Interesssent nie bekommen, ebenso wenig wie die Leute, denen er das Geld gegeben hat.

Vermutlich soll die Zahlung über WesternUnion oder andere Diesnte erfolgen, bei denen der Empfänger unerkannt und unbekannt bleibt.

Was könnte Facebook dagegen tun? Nun zumindest könnte für Geschäftsanbahnungen auf der eigenen Plattform eine Verifizierung erforderlich sein, die den Betrug zwar nicht verhindert, aber zumindest die Anzahl der Versuche reduziert. Ausserdem sollte sich Facebook ein Sicherheitsteam leisten, dass in der Lage ist Produktfälschungen zu erkennen und diese dauerhaft zu unterbinden. Das scheint aber bei Facebook nicht gewollt. Vermutlich ist der Marketplace nur ein MVP - Minimum Viable Product. Also nur ein unausgereiftes Produkt, dass geradeso die Grundfunktion erfüllt und nach und nach um notwendige Features ergänzt wird.

Gemäss den amerikanischen Grundprinzipien "solange sich keiner beschwert ist alles erlaubt" werden also weiter Markenfälschungen in Umlauf gebracht und erst wenn ein Markeninhaber bei Facebook anklopft wird man sich mit dieser Thematik befassen. Gleiches gilt für die Betrugsprävention. Und somit werden noch viele Leute viel Geld an Betrüger verlieren, bevor sich Facebook irgendwann einmal bereit erklärt, die geltenden Gesetze einzuhalten und den Schutz der Nutzer in den Fokus des eigenen Handels zu integrieren.